Unsere Ergotherapeutin Bérangère Pailloux aus Hamburg hat oft mit psychisch erkrankten Patienten zu tun, mit ihnen arbeitet sie besonders gerne. „Es macht mir Freude, diese Patienten dabei zu unterstützen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das Ziel ist, dass sie möglichst eigenständig alltägliche Aufgaben lösen können. Wir unterstützen und begleiten sie, bis sie wieder gut integriert sind."
Aktivierung oder Entspannung?
Je nach Diagnose, oft sind das Depressionen, Angststörungen, Burn out, Erschöpfungssyndrom - im Moment gehäuft bei Long COVID-Patienten - überlegen sich Ergotherapeuten und Patient gemeinsam, was das Ziel ihrer Therapie sein soll. Bei manchen Patienten, z.B. wenn sie depressiv sind, wird der Schwerpunkt auf Aktivierung von Geist und Körper gesetzt, bei Menschen mit Burnout beispielsweise stehen Entspannung und Stressreduktion im Vordergrund.
Therapiemethoden sind sehr vielfältig
Bérangère Pailloux betont immer wieder, wie wichtig es ist, das Ziel der Therapie gemeinsam mit dem Patienten zu definieren. So wird seine Motivation gesteigert und beide nehmen Fortschritte entsprechend als Erfolge wahr. Die Möglichkeiten der Therapie sind sehr vielfältig, unter anderem spezielle Yogaübungen, Atem- oder Entspannungsübungen, Achtsamkeitstraining, energetisches Arbeiten und energetische Massage oder auch Klangschalentherapie für Ergotherapie.
Positive Verstärkung ist der Schlüssel
In manchen Fällen verwendet Bérangère Pailloux die Therapiezeit bewusst dafür, ihre Patienten in ganz praktischen Dingen zu beraten, denn das ist eine der Kernaufgaben der Ergotherapie: „Was kann ich im Alltag konkret verändern oder welche kleinen Dinge bringen eine Verbesserung? Dazu gehört dann auch beispielsweise die Strukturierung der Tage und das Fokussieren auf einzelne Abläufe. Ich arbeite gerne mit positiver Verstärkung. Man kann viel machen, indem man eine andere Sicht der Dinge ermöglicht“, erzählt die gebürtige Französin.
Die Krankheit ist nur das Symptom
Patienten mit psychischen Problemen sind für Bérangère Pailloux immer eine Herausforderung, im positiven Sinne, denn sie liebt Herausforderungen. Ganz privat erachtet sie das Thema Achtsamkeit und persönliche Entwicklung, ergo damit auch den ganzheitlichen Blick auf Krankheiten als sehr wichtig. „Viele Krankheiten haben eine Ursache, gerade die psychischen, wenn sie nicht angeboren sind. Um wirklich helfen zu können, therapiert man nicht nur das Augenscheinliche. Man muss nach den Ursachen suchen”, betont sie. „Ich sehe niemals nur den Menschen vor mir mit seiner Krankheit, die Krankheit ist nur das Symptom.”
Stabilisierung und Heilung sind möglich
Dies gilt nicht, wenn es sich um eine angeborene Krankheit wie Autismus oder ADHS handelt. Hier können tatsächlich in erster Linie die Symptome gelindert werden. Doch in vielen anderen Fällen ist tatsächlich eine Heilung oder zumindest dauerhafte Stabilisierung möglich. „Mich auf die Suche zu machen - `Was ist bei diesem Menschen los?`, fasziniert unsere Ergotherapeutin. Dann schaut sie ganz genau hin, wo liegt das Potential des Patienten, wo sind seine Ressourcen, denn hiermit muss sie arbeiten.
Den momentanen Zustand erspüren
Im Leben gibt es immer zwei Pole, man pendelt zwischen beiden stets hin und her. Schlägt das Pendel jedoch zu sehr, verliert man die Stabilität. Auch wenn der langfristige Weg bei einem Patienten im Fokus liegt, auf den kleinen Zwischenstationen, sprich den einzelnen Therapiestunden, muss Bérangère Pailloux immer den aktuellen Zustand ihres Patienten betrachten. Sie muss stets im Moment sein und sich überlegen: Was braucht mein Patient heute, was ist gerade nötig? Das kann von Stunde zu Stunde variieren, je nachdem, wie sich der Patient gerade fühlt. Besonders bei psychisch erkrankten Patienten sei es für den Therapeuten ganz entscheidend, mit viel Feingefühl zu erspüren, wie er aktuell unterstützen kann.
Strukturen sorgen für Halt
„Man muss innerhalb der Therapie viel Raum geben, aber geschützten Raum, und dabei gleichzeitig Struktur schaffen. Denn die Struktur sorgt für Halt und den brauchen psychisch kranke Menschen oft dringend“, meint sie. Ergotherapeuten begleiten und unterstützen alltagsbezogen, dabei passen sie sich dem “Tempo und der Stimmungslage” des Patienten an und zeigen ihm letztlich nur die Wege auf.
Die eigene Wahrnehmung schulen
In der psychisch-funktionellen Methode findet wenig Körperkontakt zwischen Ergotherapeuten und Patient statt, hier wird mehr auf der seelisch-geistigen Ebene gearbeitet. Der Patient soll möglichst viel Kontakt zu seinem eigenen Körper bekommen. Damit das gelingt, vermitteln die Ergotherapeuten verschiedene Techniken, wie die Patienten sich selbst körperlich und auch ihre seelischen Bedürfnisse besser wahrnehmen können.
Hausbesuch perfekt für psychisch kranke Menschen
Gerade der Hausbesuch ist hervorragend geeignet für psychisch kranke Menschen. Manchen fällt es sehr schwer, vor die eigene Tür und in eine Praxis zu gehen. “Aber auch für mich als Ergotherapeutin ist der Hausbesuch ein großer Vorteil, da ich mir schnell ein Bild machen kann über Umfeld und Gewohnheiten der Patienten. Auch fällt es natürlich leichter, bei Bedarf den Kontakt zu den Angehörigen herzustellen“, meint Bérangère Pailloux.